Insider Tipps: Val Codera

Blick vom Val Codera Richtung Lago di Mezzola & Comer See

Ups we did it again! So langsam zeichnen sich gewisse Schemen in unseren Wanderungen ab von denen ich noch nicht weiß´ ob die so empfehlenswert sind oder nicht. Auf jeden Fall bringt es immer viel Spaß und es gibt auch immer etwas zu berichten. Wie heute, von unserem Ausflug ins Val Codera.

Aber, mal der Reihe nach. Ein unglaubliches Jahr ist es schon her, dass Micha und ich festgestellt haben, dass uns nicht nur die Liebe zur Natur, Tieren und den Bergen verbindet. Seither streifen wir gemeinsam durch die Gegen und erkunden mit viel Freude unsere Wahlheimat rund um den Comer See. Da lag es natürlich auf der Hand, dass wir zu unserem Jahrestag eine Wanderung planen.

Beim Ziel waren wir uns relativ schnell einig: Codera.

Der Ort Codera und das gesamte Tal sind ausschließlich zu Fuß über Wanderwege oder per Helikopter erreichbar. Eine Zufahrtsstraße gibt es nicht. Die aktuell verbliebenen Einwohner Coderas, 10 an der Zahl, haben sich ausdrücklich gegen einen Anschluss an das öffentliche Straßennetz ausgesprochen und so bleibt Codera eine der wenigen kleinen Enklaven in Italien, die zwar ganzjährig bewohnt sind, sie zu erreichen allerdings einiges an Eigeninitiative oder die Bereitschaft zur Zahlung eines Helikoptershuttles (ca. € 80,00) erfordert. Das Codera so gut erhalten ist, ist nicht zuletzt den Einwohnern, die alles gemeinschaftlich bewirtschaften, zu verdanken.

Nachdem ich seit meinem Besuch im letzten Jahr, ich habe berichtet, immer noch davon schwärme, Micha es noch nicht kannte, stand der Plan: Wir starten erst am Nachmittag, übernachten oben auf der Hütte, und am nächsten Tag gehen wir in einer großen Schleife über die gegenüberliegenden Hänge, Teile des Tracciolino und San Giorgio, zurück ins Tal.

Soweit so gut. Und dann, sah es um 14.00 h, als wir gerade die Rucksäcke gepackt haben, so bei uns am See aus:

Unwetter über Colico

„Gleich vorbei“, meinte Micha, den ja so schnell nichts aus der Ruhe bringt, optimistisch. Also weiter packen.

Er behielt recht. Als wir gegen 17.00 h am Ausgangsparkplatz den Wagen abgeschlossen haben war herrlichster Sonnenschein und blauer Himmel. Perfekte Wetterbedingungen. Voller Vorfreude sind wir losgestapft.

Wanderweg nach Codera

Vom Parkplatz aus geht es über den Wanderweg No. 401 direkt hoch und mit hoch meine ich richtig hoch. Nichts mit kurz einlaufen und akklimatisieren. Nope, der Weg besteht zum Großteil aus Felsstufen und die fangen direkt beim Parkplatz an. So kommt man recht schnell in die Höhe…..und ins Schwitzen. Eine gewisse Grundfitness ist da schon Voraussetzung. Ich dachte diese eigentlich zu haben, wurde aber eines Besseren belehrt. Da ist definitiv noch viel Luft nach oben und so musste ich immer wieder die ein oder andere Verschnaufpause einlegen.

Aber die Aussicht auf Codera und eine Übernachtung in einer Berghütte trieb mich weiter. Immer wieder malerische Ausblicke in Richtung Lago di Mezzola und Lago di Como. Linkerhand der Monte Legnone an dessen Hang sich Colico schmiegt. Zwischendurch geht es immer wieder durch den Wald, mit teils uralten knorrigen Kastanienbäumen, der für eine willkommene Abkühlung sorgt. Das motiviert!

Blick Richtung Lago di Mezzola & den Comer See

Nach etwa 1,15 h Fußweg erreichen wir auf 784m Höhe den kleinen, nur im Sommer von einigen wenigen Personen bewohnten Ort, Avedée.

Avedée

Und kurz danach erhaschen wir einen ersten Blick auf Codera. Ab hier war der Weg entspannter. Mal hoch, mal runter. Steil abfallende Felswände und enge Täler. Durch Galerien, die einen vor Steinschlag und Wasserfällen schützen.

Von Avedée nach Codera

Nach 60 weiteren Minuten sind wir an unserem Ziel. Das auf 825m gelegene Codera.

Am Ortseingang der kleine Friedhof und die Kapelle, der Hubschrauberlandeplatz und die Dorfkirche und schon befanden wir uns mitten im Ort. Ein kurzer Blick in das liebevoll geführte Heimatmuseum und dann aber nichts wie schnell in unsere Unterkunft, die Trattoria Alpina, die ich ja bereits von meinem letzten Besuch kannte und wo wir unsere Übernachtung gebucht hatten.  

Codera

Nach einem kurzen Durstlöscher ging es zu unserem Zimmer. Zu unserer Überraschung wurden wir in ein eigenes kleines Rustico geführt. Unser eigenes kleines Häuschen direkt im Dorf. Einfachste Ausstattung, mini klein, für uns aber das Paradies schlechthin. Es war herrlich!

unsere Hütte

Nach einer ausgiebigen Dusche und einem zünftig rustikalen Abendessen, Brennnessel-Gnocchi in Käsesauce (ähnlich der traditionellen Pizzoccheri), extrem lecker und besser nicht nach den Kalorien fragen, .

Brennessel – Gnocchi

Fit und ausgeruht ging es am nächsten Morgen frühzeitig weiter. Die Frage war nur: Welcher Weg? Das eigentlich schöne an der Tour ist der Rundweg über den Tracciolino, eine bekannte Wander- und Mountainbikestrecke auf der anderen Seite des Tales, die jedoch aktuell wegen diverser Felsstürze geschlossen war. Es hätte also bedeutet, denselben Weg wieder zurück. Hmmmm, wollen wir das wirklich? Nein! Wir wären ja nicht wir, wenn wir nicht doch den Rundweg eingeschlagen hätten. Die Verlockung war einfach zu groß und so sind wir, allen Verboten zum Trotz, drauf losmarschiert mit dem festen Vorsatz, kein Risiko einzugehen.

Es war, wie ich es in Erinnerung hatte: Einfach nur schön! Bevor man den Tracciolino erreicht führt der Weg ein Stück durch den Wald. Über eine alte Steinbrücke unter der in einer tiefen Schlucht der Wildbach durchrauscht. Noch eine Steinbrücke und wieder Stufen. Und dann lichtet sich der Wald. Vor uns eröffnet sich der Blick auf eine herrliche Almwiese, und der Beginn des kleinen Ortes Cii mit seinen wenigen vereinzelten Häusern, die sich an die steilen Hänge schmiegen. In Cii, so der Sage nach, musste man den Hühnern Höschen anziehen, damit sie die Eier nicht verlieren und diese dann den Hang hinunter kullern! Das ist aus einer längst vergangenen Zeit, denn heute ist auch Cii nicht mehr bewohnt. Die Häuser und Wiesen sehen gepflegt aus. Vermutlich wird es auch hier, analog in Avedée Sommerbewohner geben, die sich um die Pflege und Instandhaltung kümmern.

Das kleine Bergdorf Cii

Kurz hinter Cii kreuzen wir dann den Tracciolino.

Die einstige Trasse einer Werkseisenbahn, die heute nicht mehr in Betrieb ist und ursprünglich dem Bau des Kraftwerkes diente, verbindet das Val Codera mit dem Val dei Ratti. Als die Bahn nicht mehr gebraucht wurde, entstand hier ein spektakulärer Wander- und Mountainbikeweg. Durch Tunnel, Felsüberhängen, vorbei an steil abfallenden Felswänden und über Bäche führt er tief ins Tal hinein. Und immer wieder beeindruckende Ausblicke.

Unterwegs auf dem Tracciolino

Wir kamen schnell in das Gebiet, das ursächlich für die Sperrung war. Mehrere Murenabgänge haben die Strecke für Mountainbiker unpassierbar gemacht. Brücken wurden weggerissen, der Sicherheitszaun war an vielen Stellen nur noch in Einzelteilen vorhanden. Für uns als Wanderer gut zu bewältigen. Wir haben uns weder unwohl noch unsicher gefühlt. Aber ich kann hier ausdrücklich nur für uns sprechen.

Diverse Muren sind der Grund für die aktuelle Sperrung des Tracciolino

Wir folgten dem Weg weiter bis zur Abzweigung nach San Giorgio, dem wir auch unbedingt einen Besuch abstatten wollten. Wir verließen den Tracciolino. Ca. 20 min wanderten wir bergab bis wir das Dorf erreichten.

Der Abstieg nach San Giorgio

San Giorgio, wieder eines dieser traurigen verlassenen Dörfer, so dachten wir, und waren dann überrascht in dieses kleine charmante und vor allem sehr gepflegtes kleines Örtchen zu gelangen. Von Verlassen und verloren keine Spur. Gemähte Wiesen, neu gepflanzte Bäume, restaurierte Häuser in deren Vorgärten sich die Blütenvielfalt und Farbenpracht neben den verschiedenen Gemüsesorten zu übertrumpfen schienen.

Auf dem Dorfplatz liesen wir uns im Schatten der riesigen Platane nieder und gönnten uns erstmal eine ausgiebige Pause.

San Giorgio

Beim Aufbruch stand wieder eine Entscheidung an. Zurück zum Tracciolino. Bedeutet zum einen, die ganze Strecke wieder hoch und zum anderen der Endpunkt ca. 8km von unserem Auto entfernt, oder der Abstieg über den Steinbruch direkt nach Novate Mezzola. Wir haben uns für Letzteres entschieden. Kein Risiko mehr für den Tag. Wir wollten es ja nicht ausreizen.

Der Abstieg war mir vom letzten Mal noch in guter Erinnerung, denn das war der Moment, an dem Polly streikte und ich sie tragen musste. Puh, ehrlicherweise weiß´ ich heute nicht, wie ich das geschafft habe. Der Weg ist alles andere als einfach, steil, uneben und oftmals ohne Seitenbegrenzung. Das muss wohl Liebe sein!

A propos Polly, die haben wir diesmal wohl wissentlich zu Hause gelassen!

Alles in allem ein mehr als gelungener Trip, den ich jedem nur empfehlen kann….natürlich unter der Voraussetzung, dass alle Wege ordnungsgemäß freigegeben sind 😉.

Infobox:
Ausgangspunkt: Parkplatz Via del Castello 73, Novate Mezzola (Ausschilderung „Val Codera“ beachten)
Strecke: Novate Mezzola > Codera ca. 2,15h
Strecke: Codera > Cii > San Giorgio > Novate Mezzola ca. 3h
Gesamtlänge: ca. 13,5km
Höhenmeter: ca. 650m
Fitnesslevel: medium
Kosten: € 7,00 Parken pro Tag, € 60,00 ÜN/HP pro Person

Abstieg nach Novate Mezzola

3 Kommentare bei „Insider Tipps: Val Codera“

  1. Eine wunderschöne Tour! Tolle Fotos. Danke für die großartigen Tipps! Liebe Grüße. Wir freuen uns schon auf den Comer See! Ute und Dieter

    1. Liebe Ute, euer Hund würde das auch ohne mit der Wimper zu zucken schaffen, so viel ist sicher😀. Wir freuen uns auch schon sehr auf euch ☺️

  2. Fabulous! Thank you! I took the helicopter to Codera!

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