Insider Tipps: Das Valtellina

Das Valtellina

Das Valtellina ist sicher eines der vielfältigsten und abwechslungsreichsten Täler ganz Italiens. Ihm nur einen Artikel zu widmen wird ihm sicherlich nicht gerecht, aber ich möchte dennoch versuchen, euch einen kleinen Einblick in die Einzigartigkeit und die Besonderheit des Valtellina zu geben. Ursprüngliche Dörfer und Städte eingebunden in eine unvergleichliche Natur locken immer mehr Besucher an.

Mein Artikel, ein kleiner Vorgeschmack, und das nicht nur in kulinarischer Hinsicht.

Ein paar Fakten zum Valtellina Tal:

Das Valtellina, reicht vom Stilfserjoch im Osten bis hin zum Comer See im Westen. Auf einer Gesamtlänge von 200km überwindet es eine enorme Höhendifferenz, durch die sich sowohl das landschaftliche Antlitz, als auch Flora und Fauna in einer einzigartigen Artenvielfalt und Unterschiedlichkeit präsentieren. Von 2.757m im Osten auf dem Stilfserjoch bis runter auf 200m zum Comer See

Die Hauptwasserader, die Adda, entspringt westlich des Stilfser Joch und schlängelt sich durch das gesamte Valtellina bis sie in Colico in den Comer See mündet. In Lecco verläßt die Adda den See wieder, um über den Lago di Garlate irgendwann in den Po zu münden. Die Adda ist der einzige Abfluß des Comer See.

Kulinarische Spezialitäten des Valtellina:

Man kann eine ganze Menuefolge mit den Spezialitäten des Valtellina genießen. Auch diese alle hier vorzustellen sprengt den Rahmen. Daher beginnen wir mit ein paar kleinen Appetitanregern, die hoffentlich Lust auf mehr machen.

Bresaola

Aus gesalzenem und luftgetrocknetem Rindfleisch wird die schmackhafte Bresaola della Valtellina hergestellt. Sie erinnert an das Schweizer Bündnerfleisch, soll aber milder im Geschmack sein. Da kann ich mich nur auf das Urteilsvermögen der fleischessenden verlassen, ich selbst verzichte auf Fleisch und kann daher in diesem Fall nicht mitreden.

Pizzoccheri

Sicher eines DER Traditionsgerichte des Valtellina: Pizzoccheri! Pasta aus Buchweizen, Kartoffeln, mind. 3 verschiedenen Käsesorten (must-be Bitto und z.B. Latteria und/oder Cassera stagionato), frischer Mangold oder Wirsing, Knoblauch, frischer Salbei und viel viel Butter. Alles in einen Topf zubereitet und als Gewürztopping die aus lokalen Kräutern hergestellte Pastèda und fertig. Vorsicht: Suchtgefahr! Extrem lecker und über die Kalorien nachdenken!

Braulio

Liegen euch die Pizzoccheri schwer im Magen? Dann hilft ein Braulio. Der flüssige Verteiler, ein Kräuterlikör, in Eichenfässern gereift. Gebraut aus natürlichen Kräutern, Beeren und Wurzeln der Region.

Und wer dann noch Platz hat, Käse schließt bekanntlich den Magen, von daher muss man selbstverständlich Bitto-Käse probieren:

Bitto Käse

Der Bitto Käse, das Markenzeichen des Valtellina. Ein Rohmilchkäse, der nach traditionellen Verfahren direkt auf der Alm hergestellt wird. Der überwiegende Anteil besteht aus Kuhmilch. Maximal 20 % Ziegenmilch darf enthalten sein. Das traditionelle Herstellungsverfahren impliziert das Melken der Kuh von Hand und die Verwertung der noch warmen Milch. Diese Art der Herstellung und die Mischung der Blumen und Kräuter auf den Almwiesen verleihen dem Bitto sein besonderes Aroma.

Info: Bitto ist eine geschützte Ursprungsbezeichnung und darf daher ausschließlich in den Tälern des Valtellina: Valle del Bitto (Val Gerola/Valle di Albaredo) und Val Tartano so bezeichnet werden.
Tipp: In der kleinen Stadt Morbegno gibt es einen ganz besonderen Laden. In der „Bottega Fratelli Ciapponi“, werden traditionelle Spezialitäten aus der Umgebung in einem außergewöhnlichen Umfeld angeboten. Es geht bis zu 5 Stockwerke in tiefe Kellergewölbe, in denen die unterschiedlichsten Weine der Region gelagert werden, frischer Bresaola und andere fleischlastige Köstlichkeiten. Natürlich könnt ihr auch hier den Bitto Käse in unterschiedlichen Reifegraden kaufen.

Adresse: Bottega Fratelli Ciapponi, Piazza 3 Novembre, 23, 23017 Morbegno

Die Weine des Valtellina

Weinkenner aufgepasst! Das Valtellina ist eines der ältesten und größten Weinanbaugebiete Italiens.

Um das Gebiet agrarwirtschaftlich für den Weinbau nutzbar zu machen wurde u.a. mit ca. 2.500km Trockenmauern eine Fläche von ca. 850ha geschaffen, auf denen die Weinreben nun ihre Heimat gefunden haben.

Hauptrebsorte ist die Nebbiola Traube. Angebaut auf den terrassierten Flächen die einstmals in mühevoller Handarbeit geschaffen wurden. Mit einem Höhenunterschied von 300m bis 800m wachsen hier die Trauben für die edlen Weine: Rosso di Valtellina DOC, Valtellina Superiore DOCG (hier gibt es die Unterscheidung namentlich nach den Weinbergen Maroggia, Sassella, Grumello, Inferno und Valgella) und letztendlich der Sforzato di Valtellina DOCG.

Tipp: Es empfiehlt sich der 67km langen Panoramastraße „Strada del Vino e dei Sapori della Valtellina“, von Ardenno nach Tirano zu folgen. Mit herrlichen Ausblicken führt sie durch die Weinanbaugebiete des Valtellina.  Vorbei an den Herstellungsbetrieben in denen man den Wein probieren und genießen kann. Einkehren in einem der Restaurants in der die traditionellen Gerichte des Valtellina gereicht werden. Ein Spaziergang durch die kleinen pittoresken Dörfer und Städtchen entlang der Route. Oder gar eine Übernachtung in einem der Agritourismen.
Es lohnt sich auf jeden Fall sich hierfür Zeit zu nehmen.
Info: In der Schweiz wird der Wein aus dem Valtellinatal als Veltliner bezeichnet, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen österreichischen Wein.

Die Seitentäler des vorderen Valtellina

Val Masino & Val di Mello

Kurz hinter Ardenno geht es hinauf ins Val Masino, wo sich das Val di Mello abzweigt bis hin zur Schweizer Grenze.

Zugegebenermaßen herrscht in den Sommermonaten Juli und August hier ein großer Andrang, denn die Täler erfreuen sich zunehmender Beliebtheit und werden vor allem an den Wochenenden von vielen Gästen aufgesucht. Im Frühjahr und Herbst kann man dort allerdings in aller Ruhe und Abgeschiedenheit die Natur genießen. Wälder und Wiesen die sich an die Berghänge schmiegen. Kleine ursprüngliche Dörfer, die wie aus einer anderen Zeit gefallen scheinen. Ein Juwel, dass seine Gäste zum Erkunden einladen.

Aber das nicht allein. Auch bei Kletterern und Bouldern haben sich die Täler mittlerweile einen Namen gemacht. Unterschiedlichste Routen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden führen hinauf in die Höhen der überwiegend aus Granitstein bestehenden Berge.

Tipp: Für Einsteiger und Profis geeignet. Am Sasso Remenno, dem größten Findling Europas, können Kletterkurse gebucht werden. Unter professioneller Anleitung bekommt man hier das Wissen um die Grundtechniken des Kletterns vermittelt. Eine Herausforderung für Jung und Alt gleichermaßen!

Wir haben uns eines Nachmittags im Sommer dennoch Richtung Val die Mello aufgemacht. Es war in der Tat viel los, die Parkplatzsuche eher schwierig, aber aufgeben wollten wir nicht und die Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Je später der Tag, desto weniger die Gäste. Und dennoch gab es noch zahlreiche Mutige und Unerschrockene, die sich ins kalte Nass der Badegumpen des kleinen Gebirgsflusses wagten, der sich durchs Tal schlängelt. und so konnten wir bei einem Spaziergang entlang des Flusses die frühen Abendstunden genießen und schließlich im „Rifugio Luna Nascente“ einen kleinen Aperitivo zu uns nehmen.

Tipp: Auch im Winter waren wir schon dort. Die verschneiten Wiesen, teils bizarren Eisgebilden am Fluss. Eingemummelt in warme Kleidung und zur Belohnung ein Glühwein am offenen Feuer des „Rifugio Luna Nascente“, das auch im Winter geöffnet hatte, hat auch seine Reize.
Bitto Täler

Von der kleinen Stadt Morbegno, ca. 20km nordöstlich von Colico, geht es zunächst über die SP8 Richtung Albaredo/Gerola. Nach einigen Kilometern erreicht man eine Weggabelung. Hier teilt sich das Haupttal des Bitto – Käse in seine 2 Seitentäler auf. Val Gerola im Osten (über die SP8 A), Val Bitto in der Mitte und das Val Tartano im Westen (über die SP 8).

Wie die meisten Alpentäler sind auch hier saftig grüne Almwiesen, Almen und Sennhütten, felsige Gebirgshänge und eine mit zunehmender Höhe immer wieder wechselnde Vegetation charakteristisch. Die Wandermöglichkeiten scheinen schier unerschöpflich.

Val Gerola

Das Val Gerola, ist sicher eines der eher gemütlicheren Täler. Für alle, die in die Ruhe und Abgeschiedenheit der Natur eintauchen möchten. Hier findet man auch in den Sommermonaten das ein oder andere Plätzchen an dem man die Schönheit und Unberührtheit der Natur fernab vom Massentourismus genießen kann.

Ursprünglich war der kleine Ort Gerola Alta ein zentraler und belebter Ort des Handels. Fand hier noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts ein reger Austausch über die Bergpfade in Richtung Bergamo statt. Heute leben lediglich noch 190 Einwohner in dem beschaulichen Bergdorf.

Gerne möchte ich hier nochmal auf unsere After-Work-Wanderung zur Rifugio Begnini verweisen, die ich in meinem letzten Artikel schon erwähnt habe. Die Aussicht über die Bergkuppen, die Almwiesen und nicht zu Letzt die Begegnung mit der Steinbockherde machen diese Wanderung für mich zu einem absoluten Highlight.

Und auch die nicht minder beeindruckende Wanderung zum Pizzo Tre Signori aus meinem Artikel „Gipfelstürmer“, die wir im letzten Herbst unternommen haben startete im Val Gerola.

Aber natürlich hat das Val Gerola nicht nur hochalpine Trekkingrouten zu bieten. Wer gerne hoch hinaus möchte, sich der Wanderung nach oben aber nicht gewachsen sieht, der hat in den Sommermonaten die Möglichkeit, die Seilbahn in Pescegallo zu nutzen. In kurzer Zeit bringt sie einen hoch hinaus auf ~ 1.800m. Eine Wanderung von der Bergstation aus oder einfach vor der Hütte die Sonne, das Panorama und die Alpengerüche genießen.

Mit viel Glück kann man einem Senner bei der Herstellung des traditionellen Bitto Käse über die Schulter schauen, denn dieser wird ebenfalls auf den Almen des Val Gerola hergestellt.

Auch das Val Gerola hat sich auf Kletterer und Boulder eingestellt. 2019 eröffneten GerolaSass. Festgelegte Routen die stetig erweitert werden fordern hier die Kletteraktiven raus.

Im Winter verzaubert der Schnee das Tal und lässt es in einem anderen Flair erscheinen.

Winterspaziergänge, die Skipisten des kleinen Skigebietes Gerola – Pescegallo, Skiwanderungen und Schneeschuhtouren, sorgen für einen abwechslungsreichen Aktivurlaub umgeben von der winterlichen Pracht.

Adresse Seilbahn: Funive Pescegallo Val Gerola, Via Pescegallo, 23010 Gerola Alta
Tipp: In Fenile, dem kleinen Ort nach Gerola Alta, befindet sich ein auf Eigeninitiative der Bewohner gegründetes Heimatmuseum. Hier wird einem ein Einblick in das Leben in den Bergen gewährt. Wie einfach die Menschen damals gelebt haben und mit welchen Problemen und Herausforderungen sie täglich zu kämpfen hatten. Eine konkrete Adresse gibt es nicht, aber Fenile ist übersichtlich.
Val Bitto

Das Val Bitto ist dem Val Gerola sehr ähnlich und von daher würde ich mich in all meinen Worten und Beschreibungen wiederholen, und das möchte ich euch ersparen.

Ich habe sehr schöne Erinnerungen an meinen Ausflug ins Val Bitto und habe bereits in vorangegangenen Artikeln davon berichtet. Über die Verlinkung könnt ihr direkt darauf zurückgreifen. Empfehlen möchte ich nochmals die Wanderung zur Alpe Piazza und wer möchte noch weiter zum Monte Lago. Eine Wanderung, die im oberen Teil ein bisschen Kondition erfordert, aber ansonsten gut zu bewältigen ist. Vom Gipfel des Monte Lago hat man einen herrlichen 360° Grad Blick über die Schweizer Alpen bis hin ins Piemont und das gesamt Gebiet der Alpi Orobie.

Val Tartano

Es gibt sicher geeignetere Tage, als den von uns gewählten, um einen Ausflug ins Grüne zu unternehmen. Tatendrang plagte uns allerdings an diesem Tag und so sind wir trotz Regen los. Ziel war, das 33km von Colico entfernte Val Tartano.

Das Val Tartano ist das drittgrößte Tal des vorderen Valtellina. Charakteristisch ist die Y-Form, die sich aus der Aufteilung des Tales im Ort Forcola in die beiden Haupttäler Val Lunga und Val Corte ergibt. Bekannt ist das Tal aber vor allem auch durch seine tiefen Schluchten und die vielen Almhütten, die sich ringsum an die Berghänge schmiegen und auch auf denen der berühmten traditionelle Bitto – Käse hergestellt wird.

Schon vor Erreichen des gleichnamigen Ortes Tartano, der auf 1.200 m liegt, eröffnet sich einem ein spektakulärer Panoramablick auf das westliche Ende des Valtellina Tals und das unterhalb liegende Städtchen Morbegno. Der Flusslauf der Adda läßt sich verfolgen, bis diese am Horizont in den Lago di Como mündet.

Ein Besucherhighlight erwartet dich In der Frazione Tartano-Campo. Dort befindet sich die 2018 gebaute Ponte nel Cielo, die Himmelsbrücke. Eine tibetische Hängebrücke, die sich mit einer Länge von 234m in einer Höhe von 140m über das Flußbett des Tartano spannt. Sie verbindet die beiden Örtchen Campo und Frasnino. Zur Brücke kommt man nur zu Fuß. Parkplätze gibt es entlang der Hauptstrasse. Nach einem kurzen, gut ausgeschilderten und gut ausgebauten Fußweg, erreicht man den Zugang zur Brücke.

Ehrlicherweise, spätestens da war ich war sehr dankbar für den Regenschauer, der nieder ging als wir gerade vor der Brücke standen. War es doch eine willkommene Ausrede für mich, nicht über die Brücke laufen zu müssen, denn ich fürchte, da hätte mir der Mut gefehlt. Schwindelfreie vor!

Dennoch wollten wir noch nicht umkehren und sind der Straße weiter gefolgt. Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Ort Forcola, wo es uns nach dem Regenguß erstmal ins warme und trockene zog. Als das Café in der Albergo Vallunga auf der rechten Seite auftauchte mussten wir daher nicht lange überlegen. Der Stopp in dem typisch für die Region eingerichteten Café hatte nicht nur einen kleinen Koffeinboost für uns, nebenan gab es noch einen kleinen aber für Bergregionen typischen Alimentari, in dem man alles Nötige für den Alltag erstehen kann. Die Auswahl in der Käsetheke hat uns das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Kurze Zeit später verließen wir den Laden mit einem Stück original Bitto Käse, einem Cassera stagionato und einem Semi Grasso. Oberlecker und sehr empfehlenswert! Klar, dass für den Abend selbstgemachte Pizzoccheri auf dem Menüplan standen.

Wir fuhren noch weiter in Richtung Val Lungo, wollten wir doch eigentlich noch ein bisschen spazieren gehen, aber der Wettergott meinte es wirklich nicht gut mit uns und so haben wir aufgegeben. Aber es war sicher nicht das letzte Mal, das wir dort waren.

Ich denke dieses wunderschön ursprüngliche Tal ist zu jeder Jahreszeit, und Wetterlage, einen Besuch wert, aber im Frühjahr, wenn die Natur explodiert und alles um einen herum in den unterschiedlichsten Grüntönen leuchtet, die blühenden Bergwiesen und die charakteristischen Alpgerüche in die Nase kommen, dann wohnt dem schon ein ganz besonderer Zauber inne.

Infobox:
Adresse: Ponte nel Cielo, Via Costa 1a, 23010 Tartano
Öffnungszeiten: 09.30h – 16.30 h
Eintrittspreis: € 5,00 pro Person

Wie Eingangs schon gesagt, es gäbe noch so viel zu berichten, und wer weiß´ vielleicht entschließe ich mich irgendwann, alles genauer unter die Lupe und dann auch unter den Stift zu nehmen, aber für heute soll es gut sein. Oder wer weiß´ vielleicht fühlt sich der ein oder andere auch hierdurch animiert und schickt mir auch ein paar Tipps. Feel free!

4 Kommentare bei „Insider Tipps: Das Valtellina“

  1. Liebe Andrea!
    Bei Deiner Beschreibung läuft einem ordentlich das Wasser im Mund zusammen und der Entdeckergeist wird geweckt. Ich hoffe, es ergibt sich bald mal wieder eine Gelegenheit, Dich zu besuchen.
    Liebe Grüße
    Anke

    1. Ich hoffe da wird sich ab Februar mal die Gelegenheit ergeben meine liebe Anke.

  2. Thank you! This is a fabulous introduction to the beautiful Valtellina!

    1. Thank you dearest Virginia. Speak soon. Take care

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